Berufliche Neuorientierung à la Carte – Teil 3: Kochen und Verkosten

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Jetzt geht’s endlich ans Kochen: Ihr individuelles Jobmenü entsteht

(Kreativitäts- und Entwicklungsphase, Online-Kurs Modul 6, 7 und 8)

Stellen Sie sich vor, Sie dürfen ein Restaurant, Bistro oder endlich Ihr Lieblingscafé eröffnen. Nun haben Sie im letzten Teil der Artikelserie schon intensiv herausgefunden, was Ihr Stil, Ihr Geschmack, Ihr Ding ist. In diesem Teil werden Sie die Bausteine und Elemente verdichten, eventuell nochmals aussortieren und neu kombinieren. So kommen Sie zu Ihrem einzigartigen Angebot, das Ihre Person und Ihr Können verkörpert. Wegen dieser ganz individuellen Zusammensetzung werden die Menschen bei Ihnen essen wollen. Dieses ganz besondere Menü in dieser Zusammenstellung und Zubereitungsart bieten nur Sie und kein anderer Mensch auf dieser Welt.

Und dieser Zubereitungsprozess hat schon etwas Magisches. Niemand von uns möchte sich zeitgleich ein rohes Ei, einen Löffel Mehl, ein Stück Butter und obendrauf noch eine Prise Backpulver in den Mund schieben. Aber in gebackener und schön angerichteter Form würde doch niemand zu diesem Stückchen Kuchen nein sagen, oder?

– Also lassen Sie uns schauen, wie Sie Ihre Zutaten ganz alchemistisch durch Ihre individuelle Zubereitungsart auf eine neue Ebene heben, damit daraus ein Gesamtentwurf und vielleicht sogar ein Gesamtkunstwerk wird.

Was möchten Sie für andere kochen und anbieten?

Nachdem Sie sich so genau unter die Lupe genommen haben, zu welchem Schluss kommen Sie: Sind Sie eher der Typ für ein 5-Gänge-Menü? Mögen Sie eher die gute und deftige Hausmannskost? Stehen Sie für raffiniert zubereitete Köstlichkeiten, die möglicherweise nicht so vielen Menschen schmecken, dafür aber etwas Besonderes sind?

kochenWie soll die Zusammensetzung Ihrer zukünftigen Tätigkeit aussehen? Kochen Sie lieber angestellt oder selbstständig? Möchten Sie das eventuell kombinieren, weil die Spezialität, die Sie da im Sinn haben, möglicherweise in keiner Großküche Platz hat? Machen Sie sich auch Gedanken darüber, wie viel Zeit und wie viel Geld Sie bereit sind, in die Verwirklichung Ihres großen Vorhabens zu stecken. An welchen zeitlichen Horizont denken Sie, bis die ersten Gäste Ihr Angebot essen können?

Wie passt das Angebot in Ihre jetzige Lebensphase? Ist jetzt schon die Zeit gekommen, „Ihr eigenes Süppchen zu kochen“ oder sind Sie mit anderen Dingen (Kinder, Hausbau, Pflege der Eltern, Beziehungsstress) noch so beschäftigt, dass Sie nicht die notwendige Kraft aufbringen könnten?

Lucy weiß, dass sie niemals selbstständig sein möchte. Sie braucht geordnete Arbeitszeiten, klare Arbeitsvorgaben und ein Umfeld, in dem sie sich wohlfühlt. Ihre Stärke ist ihre Vielseitigkeit und ihr Talent zum Netzwerken. Das Thema oder Gebiet, in dem sie als Sachbearbeiterin tätig ist, ist ihr nicht so wichtig, Hauptsache es wird nicht langweilig und sie hat mit vielen Menschen zu tun. Auch als Assistentin eines Geschäftsführers oder an der Rezeption kann sie sich gut sehen. Diese Erkenntnis erleichtert sie, weil sie sich innerhalb ihrer Branche mit entsprechender Berufserfahrung weiterbewerben kann und nicht „ganz was anderes“ machen muss, wie sie befürchtet hatte. Wichtig für Lucy sind ausgezeichnete Bewerbungsunterlagen, damit sie die Chance hat, mit ihrer Persönlichkeit im Vorstellungsgespräch zu punkten.

Download Fragebogen: Häppchen 3 (10 Fragen)

Fragen über Fragen. Hier noch einmal für Sie zusammengefasst:

  • Welcher Angebots-Typ sind Sie? Welchen Anspruch haben Sie an Ihren zukünftigen Arbeitsplatz? Wie viele Gänge benötigen Sie?
  • Welche Zeiten, welche Orte benötigen Sie, um gerne und ausdauernd den Kochlöffel zu schwingen?
  • Sind Sie ein Patchwork-Arbeiter, der gerne zwei bis drei unterschiedliche Jobs parallel fährt? (Beispielsweise am Wochenende selbstständig auf dem Markt, in der Woche drei Tage im Büro oder vormittags angestellt, nachmittags selbstständig?).
  • Bringen Sie die notwendige Disziplin, das Durchhaltevermögen und Organisationstalent für diese Art von Arbeiten mit? Welche Ihrer Fähigkeiten würden Ihnen helfen bei der Gestaltung eines komplexen Arbeitsmenüs?

Wie wird aus dem, was ich mitbringe, das absolutes Traumgericht?

Alle Zutaten, die Sie mitbringen, um Ihr individuelles Menü/Angebot für den Arbeitsmarkt zu gestalten, können in unterschiedlichster Zubereitungsart verwendet werden. Pilze können frisch, aus der Dose oder gefriergetrocknet sein, man kann sie in der Suppe, im Auflauf oder gefüllt einsetzen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Genauso geht es jetzt auch darum, die Bestandteile Ihrer zukünftigen Arbeit clever und lecker zu kombinieren, damit Sie Freude daran haben, aber auch Ihr zukünftiger Arbeitgeber oder Kunde Ihnen Ihr Angebot aus der Hand reißt wie warme Semmeln.

Anna kann besonders gut Mailings schreiben, obwohl sie keine Redakteurin ist, hat sie diesen frechen und humorvollen Stil, der besonders bei jungen Startups gut ankommt. Sie bietet ihnen an, Mailings und Newsletter für sie zu schreiben, die jeweils an besondere Ereignisse geknüpft sind (Nikolaus, Tag des Kusses, Weltfrauentag etc.). Darüber hinaus könnten sie Menschen über Webinare schulen, ebenfalls locker und verständlich werblich schreiben zu lernen (Mitarbeiter in Werbeagenturen, Redaktionen und Einzelunternehmer). Anna ist gerne unterwegs. Nichts hindert sie daran, diese Tätigkeiten während ihrer ausgiebigen Reisen durchzuführen. Sie ist offen für eine Festanstellung, wenn sie ihr angeboten wird. Bis dahin versucht sie, sich als Solopreneurin ohne Gründungskapital selbstständig zu machen.

  • Was ist Ihre Spezialität: Welche Tätigkeiten können Sie mit welchen Menschen (oder Materialien) an welchem Ort zu welcher Zeit am besten?
  • Welche Themen bringen Sie auf welche Weise einzigartig in Ihr Arbeitsumfeld ein. Für wen besonders?
  • Wie können Sie Ihre Spezialität zusätzlich so inszenieren, dass daraus für alle ein Erlebnis wird?

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Welche Möglichkeiten gibt’s noch?

Wenn Sie die Zutaten auf den Tisch legen, beispielsweise im Freundeskreis oder mit ein paar Vertrauten, die Sie gerne unterstützen und auch wirklich konstruktiv sind, dann machen Sie doch einmal ein gemeinsames Brainstorming. Sie kennen die Brainstorming-Regeln: Verrückt sein und Trittbrettfahren (sich an Ideen anderer hängen) ist absolut erlaubt. Aussortiert wird später.

Lorenz kommt mit den Zutaten: „Organisationstalent, Senioren, Computer, anders lehren“ und erfindet beispielsweise Kombinationen von:

  • Computer-/Internet-/Handy-Fortbildungszentrum für Senioren
  • Installation von Computer-Erlebnisräumen in Altenheimen
  • Gründen einer Seniorenfirma, die anderen Senioren Nachhilfe in Computeranwendungen gibt
  • Aufbau eines Produktions- und Vertriebssystems für den ultimativen altengerechten Computer
  • Events und Weiterbildungszentrum mit Computeranwendungen für Senioren, die den Lebensabend bereichern (Datingportale, Spiele, Gehirntraining, Reisen online)
  • Eine Stelle in der Personalentwicklung in Unternehmen, die vermehrt ältere Mitarbeiter einstellen. Hier klärt er individuell den Fortbildungsbedarf und kann auch selbst Schulungen halten.

Jetzt sind Sie an der Reihe. Sichten Sie Ihre Antworten und markern Sie die wichtigsten Zutaten an. Ich empfehle Ihnen nicht mehr als 4 bis 7. Man kann ein Gericht auch überfrachten, dann schmeckt man gar nichts mehr und der Charakter wird verwässert.

  • Für welche Zutatenauswahl entscheiden Sie sich?
  • Welche Kombinationen fallen Ihnen ein, welche dem kleinen Team, das Sie zur Unterstützung fragen?
  • Welche Ideen riechen köstlich? Welche werden Ihnen voraussichtlich nicht schmecken, auch wenn die Zutaten stimmen (aus welchen Gründen auch immer – Sie müssen sich da gar nicht rechtfertigen).

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In Teil 4 geht es dann um ein erstes Ausprobieren und die Umsetzung. Bleiben Sie dran!

Martina Nohl